Biography<span class="rt-title-tag"> Marianna Krueger</span>

VITA

1969 Geboren in Usun-Agatsch, Kasachstan
1973 Umsiedlung nach Karl-Marx-Stadt
1994-1999 Studium der Malerei und Grafik mit Studienabschluss Diplom, Fachklasse Prof. Arno Rink,Hochschule für Grafik und Buchkunst,
Leipzig, Deutschland.
1998 Sokratis - Stipendium, UWA Bristol, England
2000-2002 Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung
2000-2003 Meisterschülerin von Professorin Astrid Klein, Fachklasse Bildende Kunst, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Deutschland
2003 Erhalt des Meisterschülertitels, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Deutschland
2003-2006 Lebt und arbeitet in London und Leipzig
Seit 2006 Lebt und arbeitet in Berlin
2015 Gründungsmitglied MalerinnenNetzWerk Berlin–Leipzig

Man kann von einer Frau kein Bild malen und auch sonst kein Bildnis schaffen, ohne sich mit dem Begriff der Schönheit zu befassen... Wenn die Schönheit vermutlich auch geschlechtslos ist, so wurde sie in der westlichen Kultur doch im Allgemeinen als weibliches Ideal begriffen ... Im Altertum hatte jedes Geschlecht seinen eigenen Schönheitskult... Doch im Laufe der Zeit ist in der westlichen Kunst und Kultur die weibliche Anatomie bei der Artikulation des Schönen häufig in den Mittelpunkt gerückt. - Marlene Dumas-


Marianna Krüger thematisiert das Bild des Menschen im medialen und sozialen Kontext der modernen Gesellschaft als Spiegel unserer Zeit; Momente der Oberflächlichkeit und Interpretation stehen im Widerspruch zum inneren Moment der Situation. Das mediale Bild als Fragment einer definierten Persönlichkeit erhält so das Potenzial der Authentizität eines Charakters. Die artifizielle Momentaufnahme wird ihrer profanen Mitteilung enthoben, indem aus dem personifizierten Objekt eine Person erwächst.

So wie die Medien das Bild der Frau instrumentalisieren, versuche ich in meinen Malereien die Medien selbst zu instrumentalisieren, indem ich ihren Motiven ein anderes, ein neues inneres Moment gebe und sie von dem programmierten Kontext freistelle. - Marianna Krüger-

Not a Love Song, WomanPaintersRoom, Berlin - 2023

In ihren Werken spiegelt Marianna Krueger weibliche Klischees aus medialen und sozialen Kontexten unserer Zeit; Momente der Oberflächlichkeit stehen im Kontrast zu inneren Bildsituationen. Krueger spielt mit tradierten Vorstellungen performativer Akte. Sie verwandelt Schuhe in scheinbare Folterinstumente, lässt den Kopf eines Fotomodels wirken, als entstiege er einer Szene aus Salome und verwandelt einen Hochzeitstisch in ein blutiges Inferno. Immer schwingen die Frage nach Authentizität und die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit mit. Auch ‚Holy Water‘ spült gesellschaftliche Stereotype nicht hinweg, vielmehr räkelt sich die burlesque Protagonistin genüßlich im überdimensionierten Champagnerglas. Die scheinbare Realität wird von einem spielerischen und flüchtigen Malstil unterstrichen und lüftet so den Schleier von >Not a love song< - aber offen bleibt was sich darunter verbirgt.

Außer sich - inner ich 1, Gruppenausstellung MNW, Inselgalerie e. V., Berlin - 2022

Im Jahr 2020 verlagert sich der Schwerpunkt in Kruegers Schaffen: Von großformatigen Porträt- und Figuren-Bildern wie in einem Pendelschlag polar entgegengesetzt wendet sie sich auf das Phänomen Farbe. Sie adaptiert u. a. geschachtelte Farbkompositionen der berühmten Werkgruppe Huldigung an das Quadrat des Bauhäuslers und Farbphilosophen Josef Albers. – MK komprimiert Albers´ geometrische Motive zu extrem kleinen Formaten von frappierend moderner und urbaner Leuchtkraft. Dabei bezieht sie sich auch auf die Farbcodes der Digitalen Medien. Das Einhausen der Malschichten in Epoxidharz steigert dies nicht nur, sondern macht die Bilder zu dreidimensional leuchtenden Objekten, wie auch in diesem Würfel mit dem Titel Reset 2. So transponiert sie Albers klassische Ölmalerei auf Holz in eine neue, unserer Zeit gemäße Form und Aura. Es wird sich zeigen, ob dieser Pendelschlag in die abstrakte Kunst eine Eskapade bleibt oder sich zu einem zweiten Arbeitsgleis ausweitet. - Gabriela Ivan-

ASPIK Kunsthalle der Kreissparkasse, Ravensburg - 2020

Die in Berlin lebende Künstlerin Marianna Krueger bietet in ihrer außerordentlich hintersinnigen Bildinstallation mehr als einen rein kulinarischen Kunstgenuss. Drei Werkreihen verknüpfen sich zu einer Aussage, welche die Kunst und unsere Wahrnehmung selbst zum Thema haben. Dabei kontrastieren ungegenständliche und farbintensive Arbeiten, Anspielungen auf Werke der frühen Moderne, mit den gemalten Portraits berühmter Galeristen, deren Blicke sich auf eine Meerlandschaft zu richten scheinen. Ganz so, als ob daraus Kapital zu fischen wäre. Fundstücke für die Zukunft, in Aspik gelegt? Bilder wie in Bernstein aufgehoben. Bestseller? Wie in vielen ihrer Werkreihen geht es der Künstlerin auch hier um einen Akt der Befragung der Welt im Spannungsfeld zwischen Markt und Sinnlichkeit, um die Auseinandersetzung mit dem Selbst und unserem Gegenüber. Da ist es nicht mehr weit bis zum Mythos der Sirenen, die mit ihrem betörenden Gesang die anderen ins Verderben locken… Marianna Krueger lädt uns ein zu einer spannenden Oddyssee der Künste. - Martin Oswald -

entfesselt! Malerinnen der Gegenwart, Museum Schloss Achberg, Ravensburg - 2017

Wenn Marianna Krueger international bekannte Stars und Idole, also die medial verbreiteten Derivate der Unterhaltungsindustrie, in den Blick nimmt, so beschäftigt sie sich mit Figuren, deren Persönlichkeit hinter dem Kunstprodukt allenfalls noch schemenhaft zu erkennen ist. Imageberater legen Typus, Kleidung, Sprache und Verhalten bis hin zu signifikanten Gesten fest. Prototypen solcher inszenierten Strategien sind Popstars wie David Bowie, Amy Winehouse, das Model Kate Moss, die Burlesque-Tänzerin Dita Von Teese oder Persönlichkeiten wie Prinzessin Diana sowie Jackie und John F. Kennedy, deren Biografie sich zur - auch nachträglichen - Mystifizierung eignet. Dazu gehören neben der steilen Karriere und dem Rampenlicht unerwartete Brüche im Privatleben, Drogenkonsum oder ein tragischer Tod. Die genannten Personen gehören allesamt zum Inventar der Bilder Marianna Kruegers. Ihre Arbeiten sind allerdings viel mehr als oberflächliche Porträts. Anliegen der Künstlerin ist es, die Tiefenschichten hinter den Klischees aufzudecken und zu ergründen. Dies leitet auch die Auswahl von Personen und Bildmotiven, die oft aus Video- bzw. Filmstills stammen. Immer geht es dabei um sehr existentielle Erfahrungen wie Einsamkeit, Abhängigkeit und Fremdbestimmung. Wie viele andere litt darunter die im Alter von 27 Jahren tot aufgefundene Retrosoul-Musikerin Amy Winehouse (1983 - 2011), deren Leben von einem ständigen Auf und Ab zwischen Erfolg und Misserfolg, psychischen Problemen und Skandalen geprägt war. Marianna Krueger stellt die bekannte Songschreiberin und Sängerin, deren visuelles Markenzeichen eine an die 1960er Jahre angelehnte Bienenkorbfrisur war, in einem flüchtigen, fast fragmentarisch anmutenden Malstil vor, der selbst wie ein zufällig aufgenommener Schnappschuss wirkt. Der Titel „Clean“ (2013) spielt auf die Drogensucht und die damit verbundenen schmerzvollen Erfahrungen des Musikidols an. Das Bild verzichtet auf jegliche Form der Glorifizierung. Marianna Kruegers Arbeiten entfernen sich zudem Schritt für Schritt von den lebenden Vorbildern, die ursprüngliche Bedeutung der Motivvorlage verliert sich im Verlauf der künstlerischen Transformation. „Dann beginnt Malerei“ beschreibt Marianna Krueger diesen Prozess. So wie die Medien das Bild des weiblichen Stars instrumentalisieren, versucht die Künstlerin die Medien für ihre eigene Malerei zu nutzen, indem sie die Motive dekontextualisiert und ihnen ein neues inneres Moment gibt. Die Auseinandersetzung mit dem fremden Gegenüber wird zu Auseinandersetzung mit sich selbst. Marianna Kruegers Werke sind so in mehrfacher Hinsicht psychologische Studien: Weit über die Porträtierten hinaus geht es für die Malerin um einen Akt der Selbstbefragung, ohne dabei selbst ins Bild zu treten. - Martin Oswald in Katalog zur Ausstellung -

Wild Thing, Josef Filipp Galerie, Leipzig - 2011

Charakteristisch für Marianna Kruegers Arbeiten ist eine faszinierende Synthese aus gestalterischer Kompetenz und künstlerischem Empfinden, welche dem Betrachter neben dem konzeptionellen auch einen intuitiven Zugang ermöglicht. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Verwendung des malerischen Mediums im Sinne eines geschichtlichen Aufzeichnungssystems zur Interpretation und Analyse zeitgenössischer Kultur; wie auch persönlich relevanter Inhalte, Erinnerungen und Metaphern. Visuell hoch aufgelöste oder 'realistische' Oberflächen im Kontrast zu abstrakten Elementen thematisieren eine gegenwärtige Gewichtung des visuellen Sinnes im Verhältnis zur ganzheitlichen Wahrnehmung. Das Sichtbare sieht sich einer mysteriösen Verborgenheit gegenübergestellt oder gar ausgeliefert. Krueger hinterfragt die Funktion und Kommunikationsabsichten omnipräsenter, stilisierter medialer Repräsentation und setzt sich künstlerisch mit einem gesellschaftlichen Prozess in der Medienkultur und Ästhetik auseinander, welcher Rezeptions-Veränderungen hervorruft. Diese Verschiebungen sind geprägt durch eine zunehmende Konditionierung von Wahrnehmungsmustern, welche mittels medialer Konstruktionen und Inszenierungen menschliche Ansprüche, Erwartungen und Maßstäbe beeinflussen oder transformieren. Ihre Malerei inspiriert durch eine Spannung, welche aufgeladen wird zwischen Rezipient und einer Art von bildlicher Darstellung, welche Widersprüchlichkeiten medialer Durchdringungen offenbart. Einerseits wird eine scheinbarere Nähe zum Subjekt erzeugt, andererseits die Unnahbarkeit des Abbildbaren und dessen gleichzeitige Omnipräsenz angesprochen. - Markus Soukup -


FLASH, A.G. Galerie für Zeitgenössische Kunst, Schwerin - 2010

Flash, (engl. “Blitz“); auch das plötzliche Eintreten eines Rauschzustandes, das plötzliche Zeigen intimer Körperstellen, “Zungenkuss“ in der Jugendsprache… 
Marianna Krueger beschäftigt sich mit ihrem Sujet des Portraits in realistischer Weise und transzendiert die Komplexität der Motive durch ihre Malweise und Pinselführung in eine Leichtigkeit und Flüchtigkeit. Die Transparenz überlagerter Farbschichtungen wird zur Reflexion innerer Momente der Portraitierten, körperlich-fleischliche Themen werden ätherisch, teilweise fasst durchsichtig, behandelt. In dem Bildzyklus ‚’Flash’ steht dabei die düstere Farbstimmung in bewusstem Gegensatz zu der malerischen Leichtigkeit. Eine latente Bedrohlichkeit konterkariert das Motiv in Glow Star, indem es in seiner monochromen Komposition und Lichtstimmung klassische, altmeisterliche, Portraitmalerei zitiert. Die Reduktion der Farbe sowie die Abstraktion der räumlichen Aspekte hin zum emotionalen Raum fokussieren dabei die innere Situation des Motivs Break; eine Ode an die Menschlichkeit mit all ihren individuellen Facetten

There is no place like home, Galerie Filipp Rosbach, Leipzig - 2007

Vor dem Hintergrund des Begriffes der Heimat stellt Marianna Krueger in ’There is no place like home’ thematisch anknüpfend an ihre vorangegangen Werke den Aspekt der Identität in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Die Motive sind sowohl bewusst mit einem konkreten Ort verknüpft (Ausflug, Beste Freunde) als auch gänzlich losgelöst von einem spezifischen sozialen oder kulturellen Kontext (There is no place like home). Der Bildzyklus artikuliert kein Narrativ, sondern diskutiert die Ambivalenz des Begriffes der Heimat als einerseits autarkes soziales und räumliches Umfeld und andererseits als multimediale Bildsprache, welche Realität und Ort aufhebt und gleichsam eine neue, abstrakte, Identität schafft. Die Herkunft im Sinne des Ortes verliert so zunehmend an Bedeutung; anstelle ihrer tritt der Aspekt des Individuums, die Inszenierung einer gelebten Illusion (Born on 1st of June 1926). Tradierte Wertvorstellungen im Sinne von Erinnerungen aus der sozialen Matrix des Einzelnen (Partisan, Romeo & Julia) reduzieren sich zu Fragmenten der assoziierten Persönlichkeit.

In your eyes, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf - 2006

Wir begegnen der Unsicherheit und Sehnsucht in dem Bemühen um das Erlangen des Ideals ewiger Jugend und Schönheit, der Problematik der Unfähigkeit der Akzeptanz des natürlichen menschlichen Antlitzes. Das Bild OP zeigt diesen Widerspruch am deutlichsten in dem Lächeln der Patientin nach dem operativen Eingriff. Ist es die Freude – Erleichterung – um die Annäherung an das Ideal oder Unsicherheit um die Ungewissheit des Ergebnisses? Catwoman verschiebt die Grenze des persönlichen Ideals in eine fiktive – unwirkliche, unbegreifliche – Dimension. Es beschreibt den schmerzhaften Prozess um das zweifelhafte Ergebnis Jocelyn Widensteins, der so genannten Wildenstein’s Bride in Referenz zu Frankensteins Braut. Die Menschlichkeit im Sinne evolutionärer Natürlichkeit – und damit Fehlerhaftigkeit in der Welt der medialen Gesellschaft - ist jedoch eindeutig Schwerpunkt der Ausstellung ’In Your Eyes’. Die natürliche Schönheit wird zum Hoffnungsträger und zur Ode an das Menschliche, die Komplexität emotionaler Tiefe und des Individualismus (Russian Song).